Freitag, 28. Juni 2019 / Sommer

Die Stadt glüht, und Schlauchboote treiben den Fluss hinunter.

Dann hat der vom Tagi versucht, ein Spiegelei auf dem Sechseläutenplatz zu braten. Was ihm trotz 60 Grad Bodentemperatur nicht gelungen ist.

Freitag, 21. Juni 2019 / Veilchenblau

Türe geöffnet & sie direkt vor mir, Nase an Nase, da fehlt nicht viel, plus Sonne auf der Haut, die ich rieche, Sommer & Blumen. Ein kurzer oder langer Moment, wo gerade gar nix geschieht, Pausentaste, und ich partiell ionisiert, zu viel oder zu wenig da und dort, dass Nackenhaare sich aufstellen oder andersrum. Dann Küche, Stuhl, Tisch und ich, die Eistee anrührt & in Schränken krame, während sie mit Blicken wie Traktorstrahlen mich einfängt und mit dem Kompass spielt, der daliegt, noch immer. Sowie die Säcke von K mitten im Flur und das verschlossene Köfferchen mit Abziehbildern drauf, Kassetten drin, hat er gesagt, wer’s glaubt, und alles ein wenig Friedhof, weil nicht abgeholt. Gerade ich: Gänsehaut, und eine Biene, die nervös ins Zimmer schiesst, subito wendet und wieder verduftet. Dann Läuten an der Tür, schon wieder, diesmal der Pöstler, und ich, das Paket in den Händen, noch ein Weilchen auf dem Fussabtreter gestanden und Nachbarin betrachtet, wie sie Teppiche sauber klopft. Bei jedem Schlag spannt sie die Schultern und verträumtes Lächeln umspielt übertrieben geschminkte Lippen. Oben auf dem Treppenabsatz steht Veilchenblau, die mich mit Augen wie Kosmos schaut und ich bitte sie, zu bleiben, was auch immer das heissen mag. Dann nebeneinander auf dem Sofa & Geräusche, die durchs offene Fenster sich hineinstehlen wie Diebe aus Gummi, doch total OK, die Situation, Atem im Atem und Worte wie Comicsprechblasen, rote, blaue, grüne, die aufsteigen und an der getünchten Decke klebenbleiben.

N: Arbeit aus Ton 2014 (Foto: Anna)

Dienstag, 18. Juni 2019

Alles nicht ganz einfach, aber ich muss hart bleiben. Gestern bei Läderach eine Schachtel Pralinen gekauft, und noch auf dem Nachhauseweg leergefressen. Später dann versucht, den Sternenhimmel zu beschreiben, doch der ist mir hinter die Wolken entwischt.

Sonntag, 16. Juni 2019 / Abschied

Heute ist der Tag, an dem ich K. reinen Wein eingeschenke. Aus dem Nichts heraus. Zwischen Aufstehen und Morgenkaffee übermannt es mich wortwörtlich. Danach packt er sein Köfferchen, und stolziert davon, im Auge glitzernde Perlen von Trauer oder Wut. An meinen kommunikativen Fähigkeiten muss ich noch arbeiten, klar. Sogar eine seiner Action Figuren habe ich an die Wand geschmissen. Dass die danach nix mehr taugen, weiss ich jetzt auch.

Freitag, 14. Juni 2019 / Frauenstreik

Ich sollte auf die Strasse gehen und mich wenigstens solidarisch zeigen. Ich sollte streiken wie alle andern. Doch heute habe ich frei und es wäre beinahe gearbeitet, wenn ich streiken würde. Vielleicht muss ich auch mal mein Verhältnis zur Menschheit offenlegen, weil da spielt Geschlecht eine untergeordnete Rolle.

Maske (Foto: Anna)

Sonntag, 9. Juni 2019

Bereits wieder am Bahnhof. Menschen mit zerfledderten Shirts kreuzen solche mit frisch geplätteten. Liebe ist für alle da und Herz brennt. K. wirkt gequält und hat dunkle Ringe unter den Augen. Achterbahn im Hotelbett, wie’s scheint, und Till hielte sich den Bauch vor Lachen. Das Frühstücksbuffet verlässt er recht spontan, und hätte beinahe auf meinen Speck gekotzt. In solchen Momenten könnte ich heulen. Meinerseits die Hose gelockert, und fleissig das Bäuchlein eingezogen. Auch so gehts.

München (Foto: K.)

Freitag, 7. Juni 2019

Der Zug nach München ist mit 25 Minuten Verspätung unterwegs. Am Bahnhof hat mich ein Ami gefragt, ob das hier Sitte sei. Verspätungen. Ich habs abgestritten. Amis sind doof.

Münchentrip (Foto: Anna)

Mittwoch, 5. Juni 2019

Frühmorgens ist die Sonne ein gieriger Ball, der die Erdenscheibe von Osten her frisst wie Pacman Pfannkuchen. Ich zieh mir was Kurzes an, damit man die Beine sieht, esse unterwegs ein Butterbrot und vergesse beinahe den Arzttermin. Heutzutage gibt’s keine Probleme mehr, sondern bloss noch Herausforderungen, das musst Du einfach checken.