Gedehnte Quarantäne in Berlin

In der Tat ist K wie Karl nicht wirklich ausgewandert, sondern eher so in gedehnter Quarantäne drüben in Berlin. Wo er sich’s gut gehen lässt.

Gedehnte Quarantäne in Berlin
Berlin im Mai 2015 (Bild: AnnA)

Hat mir ‘ne Postkarte geschickt vom Brandenburger Tor anno Schwarzweiss und wenn du die Rückseite liest wird klar: Angetrunken oder sonst wie verknallt. Wahrscheinlich aber beides, was mir ein irgendwie betrogenes Gefühl beschert. Du weisst schon: Wie man sich stets irgendwie beschissen fühlt, vor allem dann, wenn du selbst die Bescheisserin bist.

K wie Karl

K wie Karl hat mir einen Brief geschrieben, der mit „Liebe Anna“ beginnt. Ohne Datum oder so, einfach „Liebe Anna“. Wahrscheinlich ‘ne Floskel, weil direkt lieb war ich nie gewesen. Eher unbeholfen.

Das autonome Winterthur (Foto: AnnA)

Steht dann auch so, dass ich nicht lieb gewesen war, sondern aber verletzend. Verletzt sein ist nichts Schönes, versteht sich. Lieber noch unbeholfen. Zudem schulde ich ihm Bier & Wurst vom Calypso kürzlich, als seine Alte vom Hocker gefallen war. Was Du übrigens hier nachlesen kannst. Hatte mich aus dem Staub gemacht damals und mir um die Ecke einen runtergelacht. Aber egal. K wie Karl checkt‘s irgendwie nicht, vor allem die Sache mit Veilchenblau checkt er nicht. Hinzu kommt, dass alle davon gewusst haben wollen, bloss er eben nicht. Addiert sich und Ergebnis dann manchmal mehr als die Summe. Oder auch weniger. Ich selbst bin sehr Newton-verwurzelt und übersehe gerne mal das Relativistische. Auch im Sozialen wahrscheinlich. Oder vor allem im Sozialen.

Mittwoch, 12. August / K

Alles ist neu

K lässt nicht los. Mich nicht los. Dabei braucht es immer 2. Er aber sagt, das sei Quatsch. Einer genüge. EineR. Dann Veilchenblau. Die ich mal so nenne. Wegen der Augen, klar. Veilchenblau. Streicht mir über den Rücken. Hält mich. Und ich muss lachen. Immer wieder neu. Das gilt dann mal.

Foto: AnnA
Foto: AnnA

Freitag, 13. Dezember 2019

Gewohnheit lässt sich nur schwer ablegen, also im Calypso an die Bar gesessen, und den Bassersdorfer bestellt, dazu noch ein Bier gegen die Kälte.

Nachhauseweg (Foto: Anna)
Nachhauseweg (Foto: Anna)

Dann rundum geblickt, direkt in Ks erstaunten Augen, während die Schlampe versucht, ihre pelzige Zunge in seinem Rachen zu versenken, was aussieht wie versuchter Mord. Er, der sie brüsk von sich schiebt, weil es ihm peinlich ist, worauf die Kuh das Gleichgewicht verliert, und wie in Zeitlupe vom Hocker kippt. Im einen Moment noch japsend wie Welpen, im andern hingeworfen auf nasskaltes Niederdorfer Pflaster. K wie Karl, der sich über sie beugt, und irgendwelche Sachen murmelt, doch Held sein geht anders, da bin ich mir mal ziemlich sicher.

Samstag, 23. November 2019 / Pansen

Sie, die mich mit bedeutungsschwanger mit feuchten Kuhaugen anblickt, die an nichts anderes denken als Pansen, und vielleicht sonst noch was, naja, du weisst schon.

Kuh (Foto: Anna)
Kuh (Foto: Anna)

Jedenfalls glotzt sie mich an und sagt:

«Weisst du, er leidet wirklich sehr!»

Ihrer Stimme ist anzuhören, dass sie ein Gläschen zu viel intus hat, vielleicht sogar zwei, doch genauso sagt sie es, und mir wird beinah übel vom Wiedergekauten, wo ich doch nicht einmal ihren Namen weiss. Klar, mit er meint sie ihn, und niemand wünscht anderen Leiden, wenigstens im Grundsatz, doch Leiden gleich Läuterung, drum trotzdem irgendwie OK, das Leiden, was ich jedoch für mich behalte.

«Oh, wie mir das leid tut!»,

antworte ich stattdessen, während sie an meinen Lippen hängt, als ob ich Yoda wäre, und darauf wartet, was noch so kommt, doch da kommt nichts, warum denn auch, worauf sie ein irgendwie enttäuschtes Gesicht zieht, und ich endlich kapier, dass es weniger um Pansen als voll um das andere geht. Und lachen muss wie lange nicht mehr, wie auch sie, aus nicht denselben Gründen, klar, sondern der Erleichterung wegen.