Mystic Festival

Danzig in Polen. Dort Mystic Festival und sonst so Kulturelles.

Morgen früh Treffpunkt Züri Airport. Vom GO alles tipptopp organisiert, brauche ich bloss hinterher zu stolpern, was guttut: Hinterher und nicht voraus.

Im Mercury eingecheckt, explorieren wir Umgebung. Heisst Apotheke zum Beispiel plus Gastronomie. Da mein Koffer in München liegengeblieben war, benötige ich Zahnutensilien plus Pille danach gleich Ibuprofein. Die andern texten nach Hause, dass es gut geht oder was auch immer. Danach zur Italienerin, weil Google schreibt: Super!

Warm Up

In der Hand den Becher Bier à la laue Bitterpfütze, auf der Bühne Bilder vom Gehörnten. Weshalb du im Fall keineswegs weniger schluckst, sondern tendenziell mehr. Dann betritt Tom die Bühne plus jene Band, die bereits in Zürich aufgetreten war. Plus Lärm aus den Lautsprechern.

Früher? Unter der Hand weitergegebene TAPES mit dem Versprechen, garantiert original zu sein. Originaler jedenfalls, aber denkste.

Mystic Festival
Parallelwelt (Foto: Roman)

Meine Begleiter kenne ich so aus dem Zeitalter des Oberen Trias, glaub‘s einfach. (V)Erlebte Erdenzeit, weshalb Veilchenblau zu Hause hockt bei Löffel und Radieschen. Oder wo auch immer.

Randnotiz: Polenmännchen zelebrieren eine Art Paarungstanz ohne Paarung. Rennen wie blöd im Kreis und halten sich an den Schultern. Als ob sie sich verlieren könnten, dabei ist die Welt doch winzig.

Day I

Am Morgen Sonne, Buffet und kurz mit Tom gequatscht. Dann Stadt, heisst Ziegeldom mit tausend Heiligen hier und da. Ein Kerzchen angezündet, wie ich das immer tu, aber nicht bezahlt weil Papst hat genug davon.

Abendessen bei der Italienerin, dann Mystic.

Foto: Irgendwie auf dem Handy gelandet

Day II

Den Tag im Grunde verschlafen und auch abends auf dem Hund.

Day III

Morgen gemütlich mal wieder gefrühstückt, dann städtisch unterwegs. In Danzig gibts Brücken, die ein- und wieder ausfahren.

Festival: Manchmal dünkt mich alles viel zu laut, was an der Quantität liegen mag. Imperial Triumphant demnach nur zur Hälfte konsumiert.

Imperial Triumphant, 4. Juni 2022 (Bild: AnnA)

Last Day

Morgens Kaffee und Gepäck gezählt. Der irrationale Blick unters Bett. Dann Flughafen.

Die Sache mit dem Metall

Wer hört schon? Dazu noch ein Leben lang? Und warum bloss?

Es beginnt mit dem höchstpersönlichen Erlebnis, woran du dich für immer erinnerst. Einen Moment wie etwa Killers, wo Steve erst den Bass bespielt. Dann Pauls ebendiese Art, zu schreien, dass du sogleich denkst, es ist deiner. Dein ureigenster fucking Befreiungsschrei. Weil du dich als Gefangene fühlst, verstrickt in Gesellschaft der Gesellschaft der Gesellschaft der Gesellschaft. Gleich Erwartung, zu werden, doch willst du um Teufels Willen nicht werden, sondern wahrgenommen sein vielleicht. Oder eben gerade nicht. Versteckt hinter Mauern aus Bass und Schrei plus Schwärze gleich Black dies, Black das. Etwa Malleus Maleficarum im Garten deiner Süchte, worauf Gitarre einsetzt à la Laubsäge, ritsch, ratsch und so weiter. Was ebenjenen für immer dauernden, wahrscheinlich spirituellen Moment darstellt, wobei die mit dem Weissbuch ja genau dasselbe sagen.

Dass da eben dieser Moment ist.

Igorrr

Igorrr gleich Barockmetalelektronikmucke plus Duett, glaub‘s einfach, und wenn Gautier die Finger spreizt, gehts ab.

Untergehende Sonne, laues Bier plus einer, der schwätzt. Züri hier, Züri da, und Kokain sei im Fall vegan. Ich schau aufs Wasser unserer Limmat und tatsächlich schwimmt eine darin. Alt zu werden, ohne Igorrr gesehen zu haben gleich keine Option, also erklimme ich die Treppen zum Saal. Schweiss liegt in der Luft und ich drängle mich nach vorn. Als die Musik beginnt, ein paar Fotos an Radieschen und Löffel im Babyrausch versandt. Dann rastet ein Franzose und sowieso höre ich unzählige Axons, während die durch die Luft fliegen. Den Berserker trägt man bald hinaus, nachdem er sich irgendwie quer gelegt hat. Wegen der Batterien, denke ich, wahrscheinlich aber alles vegan.

Igorrr
Igorrr (Bild: AnnA)

Löffel und der Pressepass

Heisst am Ende hat er keinen gekriegt, wegen zu viel Umschwung im Backstagebereich zum Beispiel, was eigentlich Frontstage gewesen wär, aber auch egal. Fabian trägt ‘ne Augenbinde, doch seinen Auftritt verpasse ich total, dafür sonst so Eros at Arms gleich Metal im Dynamo.

Perlen darunter wie Valborg oder TOD, was Tom Fischer ehem. Warrior, heute Co-Direktor Giger-Museum, vor allem aber Ikone,was du nicht vergessen darfst, derweil Löffel mir Babyfotos auf seinem Handy, zeigt.

Und willst du da?

Löffel und der Pressepass
Foto: AnnA

Melissa

Radieschen hat dieses Baby gekriegt, weshalb Löffel Atmospheric Black Metal à la Blut aus Nord präferiert, was im Fall Franzosen sind und keineswegs rassistisch oder so.

Ein Mädchen von satten vier kg und ob das viel sei, fragt Veilchenblau. Aber ich weiss es nicht. Melissa nennen sie es wegen dem Diamantenkönig, was ich als passend empfinde. Weil irgendeinen Namen musst du denen ja geben, das steht so im Gesetz. Besser als Lemmy jedenfalls, Paul oder Rob. Weshalb den beiden zum Glück kein Junge geboren ward.

Melissa
Bild: AnnA

Ich im Fall bin zur Patin auserkoren und Veilchenblau genauso oder umgekehrt. Was willst du Nein sagen, wenn‘s um Freundschaften geht? „Unter 14 könnt ihr mich sowieso vergessen“, sage ich vorsichtshalber und Veilchenblau gerade gar nichts. Veilchenblau schweigt mal wieder. Dabei hat sie der Kleinen zugelächelt, ich hab’s genau gesehen.

Tagebuch XI / Mal wieder Schwarz

Mal wieder Schwarz? Klar.

Idylle (Meh Suff, Foto: AnnA)

Einchecken im Hilton Spreitenbach, was eigentlich keines ist, sondern bloss so draufsteht. Ein Name wie jeder andere. Jedenfalls: Aufs Bett geschmissen, zur Decke gestarrt, dann runter an die Bar, wo Löffel ins Bier sinniert und einer mit halblangen Sprüchen bedient. Draussen sitzen ein paar Schmierige, die aussehen wie Zuhälter oder Schieber – und es wahrscheinlich auch sind.

Du kriegst den grünen Stoff ums Handgelenk, heisst zertifiziert, und eines noch als Ticket dazu. Die erste Band verschwindet bereits im Backstage-Bereich und Leute holen sich Bier. Tom Fischer hat abgesagt heisst es, weshalb du auf Facebook Tickets zum Halbpreis kaufen kannst. Radieschen stellt einen Klappstuhl hin, worauf sich sitzen lässt. Dann spielt Bølzer und es ist wie gestern.

Manchmal mache ich kleine Spaziergänge zum nahen Wald. Lehne mich an einen Baum, denke, was der wohl denken mag und rauche Zigaretten. Die Sonne scheint abendlich schräg aufs Gelände und Rauch steigt auf.

Bølzer (Foto: AnnA)

Im riesigen Bett schläft‘s sich ordentlich. Auch wenn Platz für Zwei wäre. Morgenbuffet? Na ja. Wir hängen rum. Trinken. Tauschen aus. Lachen. Rauchen. Setzen uns nach draussen. Und bald schon ist Migräne Vergangenheit. Es stellt sich heraus: Radieschen mag ihren Stuhl nicht schleppen und ein geraumes Weilchen wird drum rum diskutiert. Am Ende aber geht er vergessen.

Der Krach heute ist erste Sahne, das muss man mal so stehen lassen. Mit Schammasch zum Beispiel liegst du eigentlich nie falsch und Stillbirth sind der helle Wahn. (Wenn auch nicht ganz jugendfrei.) Radieschen derweil hat sich irgendwie verzottelt. Und von Löffel siehst du ab und zu Silhouette, während die Jungs kommen und gehen.

Noch so Tagebücher

Tagebuch I handelt weit oben in den Bergen, Tagebuch II widmet sich dem Philosophischen und Tagebuch III will sich nicht festlegen. Während Tagebuch IV zutiefst Existentielles berührt, bleibt in Tagebuch V Raum für das Alltägliche. Derweil Tagebuch VII eher so die Kant-Schiene fährt. Tagebuch Acht? Schlangen, Kracht und noch ein Buch, dessen Autorin nicht genannt werden will. In Tagebuch IX hingegen spielen Nasensekrete eine wesentliche Rolle, was in Tagebuch X gänzlich ausgelassen wird.