Dann mal ehrlich. Ich bin Führungskraft. Sogenannt. Führung plus s plus Kraft. Lass Dir das mal im Munde zergehen.
Also erstens ist da der Bildschirm. (Mein Screen.) Und dann noch das Telefon. Da nehme ich also (beim dritten, immer dem dritten Klingeln) den Hörer ab, und melde mich. Mach klar, wer ich bin, nämlich die Scheffin. Deine Scheffin. Wahrscheinlich aber habe ich sowieso keine Zeit, bestimmt habe ich keine Zeit, du sollst schliesslich nicht auf die Idee kommen, ich sässe bloss auf meinem Hintern rum. „Oh“, säusle ich dann mit spitzen Lippen, „Kann das noch warten, Liebes? Rufst du später nochmals an? Morgen vielleicht? Oder nääächste Woche?“ Du weisst schon, weil ich so verdammt viel zu tun habe. Wegen dem Screen einerseits, aber auch sonst so. Übrigens, wann immer möglich, spreche ich in der ersten Plural. Das lernt man in diesen Kursen, die einfach mal schweineteuer sind, und am Ende ein Papier winkt. Mehr nicht. In meinem Fall aber ist das dann eher monarchisch gemeint. Das royale Wir halt. Er und ich im selben Boot zum Beispiel, nicht aber du, sorry. Im Dezember zum Beispiel führen Wir unser Zielvereinbarungsgespräch, wo du dann beurteilt wirst. Was die so wollen, sie, die keinen Namen tragen, das System eben. Du aber machst einen super Job, was jede checkt, die Augen und Ohren hat, schmeisst den Laden, sind wir mal ehrlich, alle Achtung deswegen, aber zur A-Bewertung reicht‘s halt doch nicht. Wär ja noch! Da fragte man sich unweigerlich, weshalb du am Ende etwa nicht etwa meinen Job machst, Screen und alles, Telefon sogar. Und der gepolsterte Sessel. Man hielte dich für unterfordert, obwohl du ja immer wieder betonst, wie glücklich du bist, „Happy“, sagst du immer wieder, und ich glaub‘s dir gerne. Man sieht es dir auch an. Und ich? Ach scheiss drauf!