B wie er C an der Downing Street empfängt. F****** Britzerland plus gar Queen sei nice.
Getting there
Heathrow per Airbus. In Pimlico abgestiegen. Um die Ecke jede Menge Pubs’n’Taps ungleich Diät. Doch dazu sind wir auch nicht hergekommen.
Hide Park
Am Speakers Corner kriegst du Null Speeches à la Reiseprospekt. Denn seit Brexit möge keine/r mehr palavern, resumierta Pakistani am Kiosk, wo wir Saures kaufen und Veilchenblau ein verwaschene Mind the Gap Shirt ersteht.
Carnaby Trip
Im Bus neben uns zwei Ukrainische, wobei du natürlich gleich ins Sinnieren gerätst. Bloss, weil die jetzt kyrillisch tratschen, traust du dich nur halb zu lachen.
Veilchenblau linst zum Fenster raus, wo Polizei Absperrbänder verzurrt. Wegen der Blinklichter: Assoziation Drama. Noch dazu reglos zugedecktes Könnte-im-Fall-Mensch-sein.
Wir praktizieren Hop-Off und folgen dem Besucherstrom. Beim Trafalgar Square war die Propellerambulanz gelandet. Eine turbane Grossfamilie lässt sich davor ablichten. Während Pilot stolziert & ins Funkgerät nuschelt.
Tauben geföttelt, dann Carnaby Street. Veilchenblau zieht sich bunte Schuhe mit Heels wie Nelsonsäulen rein. Ich kauf mir giftgrüne Socken.
Ton Steine Shard
Erst so oder so disputiert, dann trotzdem The Shard. Anschliessend Bier und St Dunston um die Ecke. Sonnenuntergang von der Vauxhall Bridge. Im Marquise zwei drei letzte Biere. Nachts hörst du Sirenen.
Brighton
ALLES hier sei verrückt hier, liest du, doch eigentlich ist LEER.
Veilchenblau, die Melissa diesen Post Society Strampler schenkt.
Löffel zeigt sich sichtlich gerührt, während die Kleine schläft und ab und zu grunzt. Sowieso riecht‘s nach Frischfleisch gleich Mischung aus Puder, Bananenmus und Vanille.
Setz mich auf den Balkon und rauche in die Nacht hinaus.
Draussen flockts und Babs schwafelt non Stopp Franco hier und da.
Nicht du-weisst-schon-Franco, der ist eiskalte Vergangenheit, sondern gestern-erst-kennengelernt-Franco mit Augen wie azurblaue Ewigkeit. Wo jede weiss, dass Unendlichkeit hintenraus schwärzer als Rektum finsterstes Schwarz.
Radieschen hat dieses Baby gekriegt, weshalb Löffel Atmospheric Black Metal à la Blut aus Nord präferiert, was im Fall Franzosen sind und keineswegs rassistisch oder so.
Ein Mädchen von satten vier kg und ob das viel sei, fragt Veilchenblau. Aber ich weiss es nicht. Melissa nennen sie es wegen dem Diamantenkönig, was ich als passend empfinde. Weil irgendeinen Namen musst du denen ja geben, das steht so im Gesetz. Besser als Lemmy jedenfalls, Paul oder Rob. Weshalb den beiden zum Glück kein Junge geboren ward.
Ich im Fall bin zur Patin auserkoren und Veilchenblau genauso oder umgekehrt. Was willst du Nein sagen, wenn‘s um Freundschaften geht? „Unter 14 könnt ihr mich sowieso vergessen“, sage ich vorsichtshalber und Veilchenblau gerade gar nichts. Veilchenblau schweigt mal wieder. Dabei hat sie der Kleinen zugelächelt, ich hab’s genau gesehen.
Überraschungsreise, wiewohl ab Bern es mir schwant: Fri-Son.
Im Alphamusst du nicht direkt absteigen, kannst aber. Die Säule mitten im Zimmer zwingt dich entweder zur Konfrontation oder du denkst drum herum. Dafür aber hast du Buffet par excellence und sowieso sind alle super gentille.
Draussen kühlt’s und Bier hilft nicht weiter. Im St. Nikolaus zünde ich Kerzchen an, denn da wo er ist, gibts keine Abreisskalender. Dann sind da noch Reliquien, welche du aber eigentlich nicht siehst.
Die vom Pho Vietnam servieren Weihnachtsbier (vom letzten Jahr?) und was zu Futtern. Sie bestellt Fleischloses an Krabbensosse, ich zerleg eine Ente.
Das Fri-Son bietet mit darius eine Art Instrumentalmetal wie etwa down gestrippte Hawkwind oder vielleicht Monster Magnet und manchmal befallen einen unversehens (frühe) Nirvana-Momente à la Bleach. Muss man sich reinziehen. So ist das halt.
Peter Kernel gelten als Tessiner, was bloss halb so stimmt, aber auch egal. Aris und Barbara machen alternativen Rock, alternativen Pop oder einfach Indie. Ob die beiden ein Paar, fragst du dich, während sie skurril witzige Lieder präsentieren ohne einander aus den Augen zu lassen.
Wie zweifellos du befinde auch ich mich in einer Position. Scheffin hier, Bescheffte dort. Und dazwischen eben wir.
Unser Gespräch driftet unverzüglich in Richtung
Loya- Li- Täts- Prin- Zip.
Wo gerade ich doch Prinzipien eher kritisch gegenüber stehe. Nicht direkt prinzipiell, klar, aber verdammt nah dran. Am Prinzipiellen eben.
Was sie aber nicht wissen kann.
So tropfen Worte vom ovalen Tisch dass es wie klackert und quecksilberne Pfützen sich auf gebohnertem Parkett bilden. Sie ist im Wesentlichen vorbereitet und hakt Punkt für Punkt das Protokoll für Krisengespräche ab.
„Also Krisengespräch“, denke ich, während zu meinen Füssen der Spiegel unendlich grösser wird.
Doch braucht sie mich mehr als ich (im Speziellen) sie, weil ich sozusagen als einzige Verbliebene noch im Boot hocke.
Die Arbeitskollegin hat vor geraumer Zeit ihr Zeugnis eingereicht und seither herrscht Dauerzustand. Also dauernd Zustand, obwohl besser als Umstand, meint Veilchenblau, die letzte Woche einen Job bei der Uni angetreten hat.
„Macht ist ‚ne n mal n Matrix und Janos dagegen ein Sandkastenbub“, geht mir durch den Kopf und keinen Schimmer, von wem das stammt. Wahrscheinlich aber Löffel.
Klar, dass ich mein Mundwerk nicht halten kann, heisst kaum zwei Minuten. Weil sie mir erstens zum Beispiel mal mächtig auf die Titten geht plus ich nur ungern mir was diktieren lasse. Was man natürlich besser wissen sollte, sagen wir mal in meinem Alter. Zudem ist sie klitzeklein im Recht, bloss hat das mit Loyalität dann gar nichts mehr zu tun. Oder konkret ALLES?
Wir befinden uns sowieso weniger in Philosophier- und/oder Plauderlaune, demnach muss das mal so stehengelassen werden.
Es folgt unvermeidliche Schweigephase, wo wir uns kämpferisch in die Augen starren und Wegschauen unoptional. Mir zumindest ist Demut längst verlustig gegangen, wobei Staunen mich erfüllt ob dem, was hinter verengten Irissen verborgen liegt.
Wir lichten Anker und verduften dann mal. Die netten Nachbarn winken uns hinterher, bis bräunlich-gelbe Staubwolke sich zwischen uns legt.
Pitigliano
Seit der Autobahngeschichte hat Babs den Glanz in den Augen. Und nach Grosseto biegen in Richtung Apennin ab, worauf Strassen sowohl schmaler als auch kurviger werden.
A Naartjie In Our Sosatie heisst eine Platte aus den 80ern, welche ich mir damals gekauft habe und heuer digital wiederentdecke. Damit können jedenfalls alle leben.
An einer Ausfahrt mit Postkartenblick werden wir zugeparkt, danach tropft Charme wie Blut von meinen Lefzen. Dafür haben diverse Piloten ihre Vehikel tadellos an den Rand der Schlucht bewegt um Korridor zu schaffen. Für mich notabene.
Unser Haus heisst La Casa Del Ghetto (bloss falls du mal hin willst) und liegt gleich neben der alten Synagoge. Veilchenblau wirft erst mal Ofen an und haut sich aufs Ohr. Später versuchen wir vergeblich, das Teil nachzujustieren, Stichwort Niedergaren.
Ein Spaziergang ausserhalb führt durch in Tuff geschlagene Hohlwege. Links und rechts gähnen Grotten, wo vor mehr als 2000 Jahren Tote gelagert worden waren. Jedenfalls erzähle ich das so, heuer aber siehst du Betten darin plus schimmelige Überbleibsel ebensolcher Partys.
Am Ulmenbrunnen rasten wir und kehren auf demselben Pfad wieder zurück.
Tags darauf Sorano
Der Weg nach Sorano sei zu Fuss am Schönsten, versichere ich unentwegt, während wir draussen vor der Synagoge hocken und uns von der schwächlichen Sonne bescheinen lassen. Babs wäre zwar lieber ein wenig durch die Stadt geschlendert, wohlweislich aber kneift sie ihre Lippen aufeinander. Die Franco-Geschichte hängt ihr schwer in Magen oder auch Uterus und aufgehende Sonne ersäuft geradewegs in ihren melancholischen Blinkern.
Unterwegs beflügelt mich die Sache mit dem Historischen, dass ich mir vorkomme wie junger Cerberus. Oder sonst so: Hund. Schritt auf Tritt Vergangenheit verschafft mir das erhebende Gefühl zugehöriger Weite. Am sehnlichsten aber wünsche ich mir ein Wurmloch, wo ich reinpasse. Veilchenblau aber meint, dass dies längst schon geschehen sei.
In Sorano gibt’s Prosecco und knusprige Pizza mit Käse wie klimaerwärmte Gletscher. Eine Frau in schwarzen Leggins mustert uns bedrohlich. Vielleicht so ein Revierdings?
Später betrachten wir kopfüber-Fledermaus im Kegel meiner Taschenlampe plus jede Menge Höhlengräber noch dazu. In manche krieche ich hinein und hock auf die Bettstatt aus Lavagestein. Wie samtene Engelsflügel umgibt mich Stille. Es riecht modrig.
Abends essen wir extravagant in mehreren Gängen, derweil am Nebentisch ein Paar diniert, das sich nicht traut.
Franco
Tags darauf steht Franco vor der Tür, während aufgedonnerte Babs halbherzig Überraschung mimt. Veilchenblau jagt blaue Blitze durch die Gegend, dass Darth Vader zum Sandkastenbub mutiert. Ich steh mal wieder dazwischen und vermittle. Morgen gehts nach Hause, soviel ist klar. Und heute ist heute.
Am andern Tag sitzen wir zu Dritt im Bus und Waldgeflüster klingt an. Dahoam heisst die Scheibe und passt irgendwie. Jedenfalls: Löffel wäre stolz auf mich.
Wir haben den Van gemietet und düsen nach Italien. Sie hat’s mit dem Meer, ich hingegen will Gräber sehen.
Und Babs, die wiedermal Krise schiebt, sitzt hinten drin. Agricult? Kommt später.
Milano
Autobahn, Gotthard, Autobahn, dann Zoll, der keiner ist, sondern eher so Kasperlbude mit Männchen drin. Kurz vor Milano fahren wir raus und steigen im Just-Hotel ab. Vier Sterne mit Blick auf ebensoviele Autobahnkringel, dafür aber leicht zu finden. An den Wänden hängen Gemälde von Berühmtheiten wie Marilyn, Gianna, Laura et cetera & rauchen darfst du auf einer Art Balkon. Unten auf dem Carpark prüfen krumme Männer mittleren Alters Rennräder, ich aber sag: Velo.
Babs sitzt in der Lounge und süffelt Martini.
Am andern Tag tauschen wir Rollen. Veilchenblau hupt sich durch Mailands Dunst, derweil ich DJaine spiele. Gelegentlich halten wir an einem Autogrill um 2 zu rauchen plus wegen dem Kaffee. Solcherart geht Babs verloren, die gerade noch friedlich hinten geschlummert hatte. Als sie dann anruft, spielt Non Serviam ab Bandcamp-Account und der Klingelton schreckt uns auf. Letztlich kutschiert einer mit Fiat sie zur nächsten Ausfahrt, wo wir warten und Ende gut. Währenddessen aber haben die beiden Nummern getauscht und Franco fährt noch ein Weilchen hinter uns her. O sole mio!
Agricult
Maremma bezeichnet eine Art halbwegs gezähmter Sumpf. Längs des toskanischen Küstenstrichs verläuft Autobahn, links und rechts paaren sich Mücken. Der Ort, wo wir Stellung beziehen, heisst Vento Etrusco, denn es bläst mit Vehemenz. Man entschuldigt sich dafür und leiht uns drei Bikes, womit wir Richtung Strand klappern.
Das Meer?
Kühl. Endlos. Wunderbar. Dazu noch Sonnenuntergang à la Beltracchi. Trotz fast Null Promille wird Babs endlos romantisch und will mit uns ins Wasser, womöglich Hand in Hand. So aber läuft das nicht. Worauf sie wie blöd ins Gerät textet und Panoramaaufnahmen macht. Später finden wir eine Beiz.
Tag Drei
Heute die Idee einer Biketour oder einfach mal Einkaufen. Cappuccino drüben im Kaff plus COOP. Am Strand schaufeln wir Löcher und klauen dem Fischer seine Sitzgelegenheit. Und in einer Bar treffen wir 1000 miesepetrige Schweizer. Als wir die Flucht ergreifen, bemerkt Veilchenblau, dass ihr Pneu Platten hat.
Morgen geht’s ins Hinterland zu den Etruskern. Wegen der Gräber, mal ehrlich.
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